Auch andere Männer haben Stress im Bett
Ein Freund beichtete mir neulich, dass ihn Sex ganz schön stresst. Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass es vielen Männern so geht.
Von Carolin Haentjes
„Gleichzeitig werden Jungen immer noch dazu erzogen, Gefühle als unbedeutend abzutun. Deswegen fremdeln viele Männer mit ihrer emotionalen Welt. „Es heißt oft‚ Männer könnten ihre Gefühle nicht ausdrücken“, erklärt Süfke, „aber eigentlich ist es noch schlimmer: Viele Männer wissen nicht einmal, wie sie Zugang zu ihren eigenen Gefühlen bekommen können.“
Es ist schwierig, unter diesen Voraussetzungen die eigenen Wünsche zu erkennen und nicht nur zu imitieren, was „geil“ sein sollte. Vor allem, wenn es um die emotionale und kommunikative Funktion von Sex geht, die in der heldentrunkenen Porno-Bilderwelt fast nie eine Rolle spielt.“
Björn Süfke
„Aber ob man deswegen gleich eine Krise der Männlichkeit ausrufen kann? Im Männergesundheitsbericht wird beschrieben, dass das schon seit einem Jahrhundert immer wieder passiert, und zwar immer dann, wenn Männlichkeit überhaupt mal thematisiert wurde.
Der bloggende Männerforscher Christoph May spricht deswegen lieber von einer „Krise der männlichen Selbstkritik“. Denn die Medien interessieren sich aktuell für das Thema. Und erst, wenn man über das kulturelle Konzept „Männlichkeit“ nachdenkt, kann man anfangen, sich davon abzugrenzen. Aber der Wandel geht langsam vonstatten – bisher hat es keine größere soziale Bewegung gegeben und es ist auch keine in Sicht, wenn man von den wenigen rückwärtsgewandten und offen frauenfeindlichen „Männerrechtlern“ einmal absieht.“
Christoph May
„Aber wer weiß, was in den nächsten Jahren kommt. Zumindest gibt es ein neues mediales Interesse an dem Thema. Allein, dass letztes Jahr ein Buch wie „Boys don’t Cry“, in dem ein Mittzwanziger gegen „toxische Männlichkeit“ polemisiert, zum Bestseller avancierte, ist schon eine kleine Sensation.
Autor Jack Urwin schreibt darin: „Durch den Feminismus haben Frauen den Sexisten bewiesen, dass sie alles können, was Männer können, und zum Großteil ist das Leben dank des Feminismus in säkularen westlichen Ländern heute besser als an irgendeinem Punkt in der Historie. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Männer beweisen, dass sie alles können, was Frauen können. Weder werden uns unsere Schwänze abfallen, noch wird Fußball aufhören zu existieren, und niemand wird uns zwingen, in einem Rüschenkleid und High Heels herumzutanzen – aber Frauen werden uns auch nicht verurteilen, falls wir Bock darauf haben sollten. (…) Es wäre nicht das Ende der Männlichkeit, sondern ein Anfang.”