Graffiti als Show-Realität
Landnahme-Strategien von Sprühern
Vortrag von Christoph May
Interdisziplinäres Symposion „Die multimodale Stadt“ an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
23. bis 25. Oktober 2014, Senatssitzungssaal, Alte Universität
Der Literatur- und Kulturwissenschaftler Christoph May (ehemals Fuchs) hat beim interdisziplinären Symposion ‚Die multimodale Stadt‘ 2014 in Heidelberg einen Vortrag mit dem Titel „Graffiti als Show-Realität: Landnahme-Strategien von Sprühern“ gehalten, in dem er am Beispiel von 95 Photos “die symbolische Handlung als ultimative Tat“ (nach Klaus Birnstiel über Könnte Kölln sein von Andreas Neumeister) adoleszenter Männlichkeit in den Blick nimmt. Seine drei Hauptthesen lauten
- Die innere Landschaft, die Gefühlslandschaft der heranwachsenden Männer bildet sich als ein direktes Abbild jener äußeren Landschaften heraus, die sie real erobern und bezeichnen.
- Die ungestümen Pseudonyme der Sprüher – ihre sogenannten Styles – zeigen ebenfalls nichts anderes als ein Abbild des chaotischen Inneren sich entfaltender Männlichkeit.
- Landraub und Kolonisierung werden über den Körper der Frauen vollzogen (nach Theweleit). Vor etwa zehn Jahren haben die Sprüher dieser Welt damit begonnen, neben Zügen und Wänden auch Frauenkörper zu bemalen.
Nachdem er ausgiebig die Dramaturgie bzw. Choreographie von Graffiti-Sprühern untersucht hat, wendete er sich ihren Schrift-Bildern zu. Abschließend kam er darauf zu sprechen, weshalb Frauen in diesem Spiel nur als Körper geduldet werden, nicht aber als Mitspielerinnen.