In Berlin werden die U- und S-Bahnen während Corona heftig gebombt. Graffiti war also niemals tot. Frage wäre, ob es inhaltlich vor sich hinsiecht, weil wirklich zero neue Ideen oder Ansätze zu sehen sind? Und ob das womöglich an der kulturellen Armut liegt, die unweigerlich in männlichen Monokulturen Einzug hält? Wäre doch eine interessante These, die wir gleich mal auf Menetekel diskutieren könnten. Denn (…längster TrommelwirbelTeaser ever):
„Die Website Menetekel.org bietet Autore:innen eine Bühne, die sich intensiv mit dem Phänomen beschriebener Wände, den Gesten ihres Entstehens, der Vielgestalt der Zeichen und den Arten ihres Verstehens auseinandersetzen. Graffiti schreiben sich als Existenzbehauptungen, Veröffentlichungslust, Manifestationen von Wirklichkeit, als mediale Offenbarungen, Denkweisen oder als Vorzeichen drohenden Unheils in unser Leben ein. Welche Hand die Zeichen auch erscheinen ließ, ihre Spuren rufen Träume, Poesie und Theorien hervor. In analytischen und vertiefenden Betrachtungen, essayistischer und kunstphilosophischer Natur, werden Autore:innen ihre Imaginationen von Graffiti offenlegen und in ihren Texten der Schrift an der Wand ein Echo sein.“
‚The Death Of Graffiti‘ (TDOG)
Von Jo Preußler und COGITATIO FACTUM (Hrsg.)
Possible Books, Menetekel
Oliver Kuhnerts Klage „The Death of Graffiti“ dringt ins Herz der
Ungereimtheiten und Widersprüche der Graffitisprüher vor und rechnet mit
Selbstdarstellungsdrang, Heuchlerei und Einfallslosigkeit ab.
In dem vorliegenden Band setzen sich 33 Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen rückblickend, analytisch und konstruktiv mit seiner Diagnose und der fast 50jährigen Geschichte des zeitgenössischen Phänomens auseinander und regen damit die längst fällige Debatte um Werte und Bewertungen sozialer, kultureller und ästhetischer Aspekte von Graffiti an.
Neben der romantischen Verklärung der subversiven Kraft von unsanktioniert angebrachten Zeichen im Stadtraum, diskutieren die Autor:innen Themen wie Freiheit, Selbstoptimierung, Aneignung, Männlichkeit, Politisierung und soziale Verantwortung im klandestinen Wertesystem der Akteure.
Mit Beiträgen von David Alexander, Tobias Barenthin Lindblad, Thomas Bratzke, BROM, CLINT 176, Paul Vector Codierer, Christian Driesen, Paul Luis Fechter, Lukas Fuchsgruber, Allan Gretzki, Frank Hartmann, HIDDEN INDEXES, Ilaria Hoppe, ID33, Dmitry Ilko, Matze Jung, Jule Köhler, Bianca Ludewig, Markus Mai, Christoph May, Peter Michalski, Tobias Morawski, Joachim Penzel, Sandra Rummler, SADE, Willi Schmudde, Paul Schweizer, Jenz Steiner, Josef Streichholz, Barbara Uduwerella, Eric Winkler & Georg Zolchow.