paradoxien. denken. üben.
#1 Kritische Männlichkeit | Tatwerk Berlin – Performative Forschung
Seminar & Vortrag mit Christoph May | Organisiert von Malte Schlösser, Thomas Giger & Christoph M. Hamann
Für eine Gesellschaft, in der das Nicht-Klarkommen gefeiert wird – Wer nicht klar kommt, lebt im Modus der Kulturkritik. Traurigsein ist der Begriff für die berechtigte Erschöpfung in einer neoliberalen Ordnung, in der wir gegen uns selbst und gegeneinander kämpfen müssen, indem wir permanent zeigen, wieviel wir aus unserem Leben machen. Das Feiern von Beschädigungen und Nicht-klarkommen könnte die nötige paradoxe emanzipatorische Praxis gegen uns selbstoptimierte Leistungssubjekte und die verborgene Epidemie von Bindungs- und Liebestrauma sein. Die Wunde als gelebte kulturkritische Kommunikation. Aber wie lässt sich das leben? Und zunächst denken?
Dafür bieten wir drei Formate an 2 Tagen an, die aber einzeln, also unabhängig voneinander besucht werden können. Seminar und Vortrag verhandeln pro Folge ein Thema, das Abendmenü bezieht sich nicht auf das Thema des Seminars oder Vortrags. Für das Seminar und Abendmenü bitte anmelden, da begrenzte TN; Vortrag ohne Voranmeldung.
- Seminar Austausch zu einer Thematik in kleinerer Gruppe – aktivpassiv mitsprechen
- Vortrag Exptert*innen, Wissen, von vorne, gerichtet, für’s Zuhören
- Abendmenü Zusammensein, ungerichtet, Nicht-Wissen
Seminar- & Vortrag
paradoxien. denken. üben.
In der Kurzseminar- und Vortragsreihe laden Malte Schlösser, Thomas Giger und Christoph M. Hamann Teamer*innen und euch interessierte Menschen ein, um das Verstehen zu üben, warum es nicht unsere Schuld ist, dass das Leben nicht gelingt, welche Vorstellungen uns warum beherrschen und wie wir uns dem Sog der Mächte etwas entziehen können. Wir wollen dazu im Kurz-Seminar mit Hilfe einer/s externen Expert*in gesellschaftliche Verhältnisse, Diskurse und Lebenswelten an-reflektieren und an-diskutieren üben und uns Abends einen Vortrag anhören. So vertiefen wir den Dialog von in der Theaterwelt verhandelten Themen mit theoretischer und eventuell auch persönlicher Reflexion. Für das Seminar gibt die Person, die wir einladen, im Vorhinein eine Lektüre-Empfehlung und gestaltet das 4 Stunden Seminar.
Folge 1
Kritische Männlichkeit #1
mit Christoph May
12. Dezember 2019 | 14:30 – 18:30 Uhr
Seminar
Männliche Privilegien, Machtstrukturen und Rollenklischees dominieren unsere Gesellschaft. In der ersten Hälfte des Workshops sprechen wir über die strukturelle Ungleichheit in Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Aber auch über Bildung, Sorge-Arbeit und Familie und Persönliches. Im zweiten Teil widmen wir uns der Repräsentationsmacht von Männerbildern und der Frage nach den Inszenierungsformen von Männlichkeit in Film- und Serienproduktionen.
Für das Seminar bitte anmelden, da die Teilnehmer*innenzahl begrenzt ist: bitte mit Angabe, für welche Folge – an diese Adresse (und bitte mit drei Zeilen über dich): paradoxien.denken.ueben@gmail.com
Teilnahmegebühr für Seminar inkl. Vortrag:
Sliding Scale: 10€ – 30€
12. Dezember 2019 | 20 Uhr
Vortrag
„Ich bin besonders!“ (The Boys)
Vortrag über die männliche Sehnsucht nach Superkräften
Übermännliche Fähigkeiten zählen zu den wirkmächtigsten Männerphantasien der singulären Spätmoderne. Nichts ist besonderer und einzigartiger als Superkräfte. Supermänner verkörpern gewissermaßen die hypermaskuline Perversion der Singularität. Und jeder dieser Heldensagen liegen zwei Tropen zugrunde: eine misslungene Vater-Sohn-Beziehung und das männliche Verlangen nach autonomer Gebärfähigkeit.
Der Männerforscher und Aktivist Christoph May ist Gründer des Detox Masculinity Netzwerkes und des HeTox Magazins. Er hält Vorträge und Workshops zu Kritischer Männlichkeit und berät Institutionen und Unternehmen darin, wie sie sich für Gendergerechtigkeit engagieren können.
Teilnahmegebühr nur Vortrag am Abend:
Sliding Scale: 5-10€
Vorwissen ist nicht erforderlich, wertschätzende Haltung schon.
Die Teilnahme ist für alle Interessierten offen.
13. Dezember 2019 | 19 – 22 Uhr
the fragile suppers
nicht-künstlerische kunstpraxis mit gemüse
(ohne Thema, ungerichtet)
Abendmenü – Der einzige Grund, warum wir ins Theater gehen, sind doch die Häppchen und der Sekt nach der Vorstellung, wie man so sagt und weil wir so gerne anschlussfähig nebeneinander stehen und dazugehören wollen, obwohl wir eigentlich so sozialphobische Ängste pflegen. Machen wir also daraus einen Abend, ungerichtet, dafür mit Gericht.
An diesem Abend verzichten wir ganz auf das Theaterstück. Wir drehen die Spieße um und stellen warme Töpfe in die Mitte unserer Begegnung. Wir wollen uns dabei zusehen, wie wir uns dabei zusehen, wie wir zusammen kochen, essen und reden und dabei hoffentlich ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln – im Ungewissen. Wie das geht, wissen wir selber nicht genau. Im Theater als Ort des Vakuums von Bringschuld, performativen Produkt und Schaffens-Druck, wollen wir mit dir “unproduktive” Zeit vergehen lassen und dabei höchstens verstehen, was passiert, wenn überhaupt gar nichts passiert.
Also, anders: wir wollen gerne mit dir zusammen Ästhetiken, Themen,
Ängste und Narrationen, die uns bewegen, besprechen, wir wollen
unterschiedliche Menschen zusammensetzen und kennenlernen, weil wir uns
doch sonst immer so aneinander vorbei verlaufen. Wir wollen dabei unsere
Unsicherheiten nicht hinter Machttechniken verstecken. Können wir
individuelles Expertentum, Rollenfunktionen, Redeverhalten-Muster und
sonstige Identitäts-Spender sabotieren, in dem wir sie für die Dauer der
Veranstaltung versuchen nicht zu bedienen? Wir werden dabei natürlich
scheitern, aber immerhin gemeinsam.
Verletzlichkeit reloaded.
Mit unbekannten Menschen also, die schüchtern und zweifelnd genug sind, wollen wir fragend nach Fragen Ausschau halten. Wer Antworten liefern kann, ist selber schuld und darf weiterkochen. Es soll ja schmecken.Du wirst mit 10-20 anderen Gesichtern in einem Theaterraum zusammentreffen, wir sorgen für weite Essensauswahl, Utensilien und Mobiliar und achten auf die Vorgabe der rituellen, zeremoniellen 3-4 h Zeitachse, die eingehalten wird.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Da die Teilnehmer*innenzahl beschränkt ist, bitten wir um Anmeldung für welche Folge/ Datum – an diese Emailadresse (und bitte drei Zeilen über dich): fragilesuppers@gmail.com
Informationen über die kommenden Folgen: malteschloesser.de/vortrag-essensreihe