dpa „Es geht um den Männertag 2019 und wie sich die Rolle des Mannes verändert hat. Wann ist ein Mann ein Mann für Sie?“
May „Ich weiß nicht, ab wann ein Mann ein Mann ist, aber ich weiß, was er tun kann, um zu werden, was immer er sein möchte.“
May „Er sollte sich profeministisch engagieren, also für Frauen* und Frauen*rechte einsetzen. Er sollte seine Männerbünde aufbrechen, sich der männlichen Schweigekulturen um ihn herum gewahr werden, er sollte seine eigene Rolle und Privilegien hinterfragen und abgeben, und vor allem sollte er sich endlich an der Debatte um kritische Männlichkeit beteiligen.“
dpa „Wie hat sich die Rolle des Mannes in den letzten Jahrzehnten verändert? Früher war er der Ernährer. Wie ist das heute?“
May „Nun ich würde sagen, die traditionelle Versorger- und Beschützerrolle des Mannes wird durch eine gleichberechtigte und undefinierte Geschlechterdynamik ersetzt. Und das begreifen viele Männer als Chance. Sie begreifen es als Chance, sich 24/7 selbstkritisch, aware und profeministisch zu verhalten. Und vor allem emotional präsent zu sein.“
dpa „Welche Probleme birgt das für den modernen Mann?“
May „Ich kann keine Probleme erkennen, die Männer können ja nur gewinnen, wenn sie am Feminismus teilnehmen. Denn die Probleme sind hausgemacht. Sie müssen ja einfach nur aus ihrer männlich dominierten Umgebung aussteigen. Vom Fussball oder Sportverein über Kollegen- und Kneipenrunden bis zu den Autoren, die sie lesen, die Musik, die sie hören, die Games, die sie zocken oder die Serien, die sie sich reinziehen.“
dpa „Vor kurzem habe ich gelesen, dass vor allem Männer ab 40 mit White Collar Jobs sich im Fitnessstudio stählen, um sozusagen die Statur eines Arbeiters zu haben, obwohl sie den ganzen Tag im Büro sitzen. Barbara Schöneberger erntete kürzlich einen Shitstorm, weil sie gesagt hat, dass Männer, die sich schminken, für sie keine Männer seien. Was heißt das: Dürfen sich Männer heutzutage nicht schminken oder weinen oder sonst irgendwelche „unmännlichen“ Reaktionen zeigen? Wie wird Männlichkeit heute gesehen und verstanden?“
May „Männlichkeit ist heute fließend. Es kann alles sein, was wir uns vorstellen können, ist das nicht wunderbar? Schluss mit dem immergleichen Superhelden-Stumpfsinn und Schluss damit, sich ständig als Opfer zu inszenieren wie beim Joker [Regisseur: Todd Phillips] aktuell. Also welche Männlichkeit genau wird hier eigentlich gefeiert am Männertag? Mir ist nicht zum feiern zumute. Ich finde, wir sollten den Männertag abschaffen.“
dpa „Ich bedanke mich bei Ihnen. Tschüss, Herr May!“