Zu dick, zu klein, zu schlaksig: Wie auch Männer unter Schönheitsidealen leiden

Über den Druck, maskulinen Idealvorstellungen zu entsprechen, wird kaum gesprochen. Zeit für eine Body-Positivity-Bewegung unter Männern?

Von Maximilian Eberle 20er – Tiroler Straßenzeitung & Der Standard

AUSZUG

„Laut Zeiner zeige bereits das offene Gespräch mit männlichen Vorbildern Wirkung, da man dadurch mit seinen Problemen nicht mehr allein sei. Doch das reicht Christoph May, dem Gründer des Instituts für Kritische Männerforschung, nicht. „Es ist nicht damit getan, dass Männer sich plötzlich für ihre Gefühle interessieren und darüber reden. Sie müssen aus ihren exklusiven Männerbünden ausbrechen.“ Gerade der Boys-only-Club reproduziere das Schönheitsideal vom emotionalen und anatomischen Panzermann.

May untersucht auch, wie Männerrollen durch Leitmedien geprägt werden. „Im Mainstreamfilm dominiert nach wie vor das Bild des muskulösen Superhelden.“ Zwar gebe es Filme und Serien, die toxische Männlichkeit bereits kritisch verhandeln. Diese enden aber meist tragisch, anstatt die Probleme mit positiven Vorbildern aufzulösen.

Die wenigen Männer, die in Filmen und Serien von der Norm abweichen, treten laut May nur als Klischees und Extreme in Erscheinung, so etwa der schlaksige Nerd in der Sitcom Big Bang Theory oder der gemütliche Bierbauchträger in der Hangover-Blockbusterreihe. „90 Prozent aller Drehbücher werden von Männern über Männer für Männer geschrieben. Wenn unsere Erzählungen männlich dominiert bleiben, wird sich auch unser monotones Männerbild die nächsten Jahrzehnte nicht ändern.“

Doch hätte Vishal im Jugendalter eine Body-Positivity-Bewegung geholfen, mit der vor allem Nicht-Männer in sozialen Medien seit Jahren dominante Rollenbilder anprangern? „Das Letzte, was Männer brauchen, ist eine weitere Männerbewegung, in deren Folge sie die Krise ihres Geschlechts ausrufen, anstatt ihre Monokulturen hinter sich zu lassen. Solange Männer nicht anfangen, Frauen-, Trans- und Inter-Perspektiven zu konsumieren, werden sie sich ewig an ihren selbstauferlegten Vorlage abarbeiten.“ Nur mit Diversität im Freundeskreis und beim Medienkonsum würden Männer eine emotional integre Gefühlssprache erlernen.“

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