



Hey, Bro! gender*impulstage Amazone Bregenz
Kritische Männlichkeitsforschung trifft queer-feministische Jugendarbeit
Die genderimpulstage fanden am 22. Oktober 2024 im Landhaus in Bregenz statt. Im Auftrag des Funktionsbereichs Frauen und Gleichstellung im Amt der Vorarlberger Landesregierung führte der Verein Amazone die Fachtagung bereits zum 16. Mal durch. Dieses Jahr setzten sich die Teilnehmenden mit Männerbünden und -kulturen, stereotypen Bildern von Männlichkeit und Geschlechterverhältnissen in unserer Gesellschaft auseinander.
Inwiefern diese Themen für die Arbeit mit Jugendlichen aller Geschlechter relevant sind und welche Impulse Kritische Männlichkeitsforschung und Queer-Feminismus dabei setzen können, wurde theoretisch und praktisch bearbeitet. Mehr als 120 Personen aus den Bereichen Bildung, Jugend, Soziales, Wirtschaft und Politik nahmen an der Fachtagung teil, die von Angelika Atzinger, Geschäftsführung Verein Amazone, und Landesrätin Katharina Wiesflecker eröffnet wurde.
Referierende
Die Fachtagung wurde von Christoph May, Brigitte Stadelmann und Larissa Kreuzer gestaltet und von Anti-Rassismus-Aktivistin Noreen Mughal moderiert. Christoph May ist Männerforscher, Berater, Dozent und Mitbegründer des Instituts für Kritische Männerforschung. Er macht Vorträge, Seminare und Workshops rund um die Themen toxische Männlichkeit, Männerbünde und Männerbilder.
Brigitte Stadelmann leitet das amazoneZENTRUM und macht Seminare und Workshops zu Diversität und Gewaltprävention. Sie brachte bei den genderimpulstagen Erfahrungen aus der langjährigen Arbeit des Verein Amazone ein.
Larissa Kreuzer ist zuständig für die amazoneBERATUNG Außenstelle Bludenz und macht Workshops mit dem Schwerpunkt psychische Gesundheit und Wohlfühlen. Sie brachte Perspektiven und Erlebnisse von FLINTA* Jugendlichen ein.




Inhalte
Die genderimpulstage kombinierten fachliche Inputs von Christoph May mit praxisnahen Einblicken aus der Arbeit mit Mädchen, jungen Frauen, inter, nicht-binären, trans* und agender Jugendlichen, die von Brigitte Stadelmann und Larissa Kreuzer vom Verein Amazone eingebracht wurden.
Noreen Mughal verknüpfte in ihrer Rolle als Moderatorin strukturelle Verhältnisse und deren Legitimierungsdiskurse mit anderen Formen von Diskriminierung. Sie sind vergleichbar und wirken zusammen. In mehreren Diskussionsrunden hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen und eigene Perspektiven einzubringen.
Im ersten Teil ging es um strukturelle Entwicklungen und männlich dominierte Kulturen in Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft. Es wurde auf Wissenschaft und Forschung Bezug genommen und sichtbar gemacht, dass politische Ämter, Vorstände von großen Unternehmen, der öffentliche Raum oder auch Jugendzentren großteils männlich geprägt sind und von männlich gelesenen Personen ausgeübt oder genutzt werden. Außerdem wurde darauf eingegangen, was Männerbünde sind und wie durch sie fehlende Geschlechtergerechtigkeit in politischen oder führungsrelevanten Positionen erklärt werden kann. Auswirkungen dieser männlich dominierten Strukturen wurden anhand von Kennzahlen zu geschlechtsspezifischer Gewalt und aktuellen außenpolitischen Ereignissen besprochen.
Im zweiten Teil fokussierte sich der Input auf Männlichkeitsbilder in Medien. Etwa in Filmen, Werbung oder Sozialen Medien wird vermittelt, wie Frauen* und Männer* aussehen sollen und welches Verhalten, welche Fähigkeiten und welche Interessen sie erfüllen sollen, um gesellschaftlichen Rollenerwartungen zu entsprechen. Diese Bilder beeinflussen, was wir als schön, stark, männlich oder weiblich definieren. In diesem Teil wurden unterschiedliche Filme und deren Männlichkeitsbilder analysiert und diskutiert, welche alternativen Rollenbilder gezeigt werden, wie es beispielsweise in Disney‘s Encanto mit der Darstellung einer starken, weiblichen Hauptrolle gelungen ist.
Dabei wurde auf genderspezifisches Spielzeug und Kinderbücher verwiesen und diskutiert, welche Auswirkungen diese Lebensverläufe, konkret etwa auf Berufswahl, Hobbys und Interessen etc., haben können. Außerdem wurde auf Sexismus in der Werbung eingegangen. Am Beispiel des Werbespots von Tipico 2024: Mach was du willst wurden
Handlungsmöglichkeiten erarbeitet und besprochen, wie mit Jugendlichen dazu gearbeitet werden kann, wie Werbungen traditionelle Rollenbilder prägen und welche Gefühle beim Sehen von sexistischen Werbespots ausgelöst werden können.
Im dritten Teil lag der Fokus auf Privilegien: was sind Privilegien, welche Personen haben welche Privilegien und wie können diese Privilegien für eine gleichberechtigtere Welt genutzt werden. Dabei ging es um sogenannte „Bro Codes“, die Verhaltensweisen unter Männern* disziplinieren, wenn diese nicht ungeschriebenen männlichen Machtvorstellungen entsprechen. Es ging um sexistische und rassistische Witze, warum diese in (männlichen) Gruppen nicht toleriert werden sollten und wie darauf aufmerksam gemacht werden kann.
Außerdem wurde über männliche Privilegien gesprochen – wenn es etwa um den Nachhauseweg im Dunklen oder Führungspositionen geht, Männerrechte und maskulinistische Bewegungen beleuchtet – etwa anhand des Begriffs „Alpha-Männer“, und traditionelle Geschlechterverständnisse, Rollen- und Familienbilder sowie extremistisch geprägte Haltungen anhand konkreter Beispiele behandelt – etwa mediale Diskurse um Andrew Tate oder P. Diddy. Den eigenen Medienkonsum reflektieren und mehr weibliche und queere Künstlerinnen und Musikerinnen sichtbar zu machen, waren Handlungsempfehlungen für den individuellen Alltag. Inspirationen dazu sind auf dem Youtube Kanal, in den Playlists und in der Literatursammlung des Detox Masculinity Institutes zu finden.


Rahmenprogramm
Abseits der Fachinputs stand die Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechterrollenbilder im Mittelpunkt. So konnte beim Büchertisch in thematisch passenden Fach- und Jugendbüchern gestöbert werden – eine Liste mit Auswahl an Literatur ist auf der Website des Vereins Amazone zu finden. Die ausgestellte Plakatserie „Frag mal nach!“, die im Projekt stark.frei.selbstbestimmt. entstanden ist, zeigte eindrucksvoll Sätze, mit denen Mädchen* und junge Frauen* tagtäglich konfrontiert sind und nimmt Erwachsene in die Verantwortung nachzufragen, was Mädchen* und junge Frauen* beschäftigt.
Die Methode Rollenmuster durchbrechen aus der Handreichung Geschlechtergerechtigkeit macht Schule, die von LEA Let’s empower Austria in Zusammenarbeit mit dem Verein Amazone entstanden ist, zeigte auf, wie schnell wir in Schubladen denken, wie unbewusst Vorurteile reproduziert werden und wie diese kritisch hinterfragt werden können.
Eine weitere Methode zeigte auf gestapelte Klopapierrollen notierte stereotype Aussagen, die von Teilnehmer*innen der Fachtagung ergänzt und daraufhin abgeschossen wurden – weg mit Vorurteilen und Rollenklischees! Bei der Methode Sprich alle an! wurden Äquivalente für stereotype und vorurteilsbehaftete Begriffe gesucht. Pflückbegriffe erklärten in kurzen Sätzen Begriffe wie Männlichkeitsforschung, Männerrechtsbewegung, Queer-Feminismus,
Männerbünde und einige weitere. Außerdem verwöhnte die amazoneBAR die Teilnehmenden mit Mocktails, das Catering wurde vom Landhaus Restaurant Bregenz zur Verfügung gestellt.
Brainwashed : Sex – Camera – Power
Im Vorfeld der genderimpulstage 2024 zeigte das Filmforum Bregenz in Kooperation mit dem Verein Amazone den Dokumentarfilm Brainwashed: Sex – Camera – Power von Nina Menkes. Der Film stimmte eindrucksvoll auf Teilaspekte der Fachtagung ein und thematisierte vor allem, wie männlich geprägt große Kinofilme sind: von Kameraführung über Lichteinstellungen, Kostüm und Styling, bis hin zu Positionen und Sprechzeiten von Schauspielerinnen.
Danke! Für das große Interesse und die rege Teilnahme bei den gender*impulstagen 2024 – Hey, Bro! Kritische Männlichkeitsforschung trifft queer-feministische Jugendarbeit bedanken sich der Verein Amazone und der Funktionsbereich Frauen und Gleichstellung im Amt der Vorarlberger Landesregierung herzlich.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei der Fachtagung 2025!








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