Rolle, rolle, Rollenbild
Männer, Vorbilder und Gefühle
Romina Stawowy femMit Magazin
AUSZUG 1/2021
„Dem Männerforscher Christoph May fällt auf: „Männer sind oftmals unfähig über Probleme und Gefühle zu sprechen, weil sie es zu Hause nie gelernt haben. Und auch Männerbünde basieren darauf, nicht über Gefühle zu sprechen.“ Das sei im klassischen Rollenbild des Mannes einfach nicht vorgesehen. „Männer haben‘s schwer, nehmen‘s leicht. Außen hart und innen ganz weich. Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht“, sang schon Herbert Grönemeyer. Und so vermitteln es uns auch die meisten Kinderbücher und das Fernsehprogramm. Bilder und Sprache machen eben doch etwas mit uns. […]
Männerforscher May sagt: „Privilegien abgeben, das macht ja keiner gern. Und das sind vor allem die unverdienten Vorteile von denen viele Männer profitieren nur weil sie männlich, weiß, heterosexuell, westlich gebildet oder eben reich sind.“ Hier müssten sich Männer selbst hinterfragen und erkennen, welche Vorteile sie genießen und in welchen Rollenbildern sie ihren Alltag verbringen und dies auch künftig tun wollen. „Mangelnde Kritikfähigkeit“ ist es, die May da auffällt: „und mit dieser dann die Angst Macht zu verlieren. Da kommt dann der ganze Abwehrkatalog, den man in den sozialen Medien beobachtet, den vor allem Frauen kennen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen. Das Fundament dieser Privilegien ist die Abwehr von Frauen.“
Wie also schaffen wir es nun, die Männer mit ins Boot zu holen, die die da noch auf ihren Stühlen kleben, die mit den Scheuklappen? Denn Veränderungen ist gemeinsam viel einfacher. „Zunächst einmal, es ist nicht Aufgabe der Frauen, die Männer mit zu nehmen“, betont May. Die Mindestanforderungen an Männer müsse sein, dass sie beginnen selbstkritischer zu sein und aktiv darüber nachdenken und reflektieren wo ihre Privilegien liegen und diese auch abgeben. Auch hier bedarf es Vorbilder, Männer die Männern zeigen was machbar ist und was geht und Männer die in Männerbünden anderen gegenüber die Stimme erheben, wenn ein unangebrachter Spruch daher kommt.
Positiv sieht er, dass inzwischen viele Männer auch Interesse haben sich mit dem Thema Gleichberechtigung zu beschäftigen – nicht alle Männer sind die berühmten „alten weißen Männer“, da hat sich schon viel getan. Männer sollten verstehen, dass sie auch viel gewinnen können. „Ich erlebe gerade bei älteren Vätern, die es im Nachhinein bereuen, viel zu wenig an der Erziehung ihrer Kinder teilgenommen zu haben und vor allem gearbeitet haben und in der Ernährer- und Geldbeschaffungsrolle gewesen sind.“ Jüngere Väter würden zunehmend mehr Zeit mit der Familie verbringen – Rollenbilder verändern sich. Der Trend scheint gut zu sein, 79 Prozent der Väter wünschen sich mehr Zeit mit der Familie (Quelle: Väterreport 2018 (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Aber, so wirft May ein „Wir dürfen uns da auch nichts vor machen, nur 24 Prozent der Männer nimmt überhaupt Elternzeit in Anspruch, die meisten davon nur 2 Monate, da ist noch Luft nach oben.“
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