Was heisst Frau sein in Zukunft? Woman Magazin

Von Angelika Strobl | Erschienen in der Ausgabe vom 6. April 2023

Mit Feminismus die Welt retten? Können wir, sagt Filmemacherin Katharina Mückstein. Dazu brauchte es aber auch feministische Männer! In ihrer NEUEN DOKU „FEMINISM WTF“ (Start: 31. März) geht sie der Frage nach, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt. Wir werfen mit der Regisseurin und drei Expert:innen aus dem Film einen Blick in die Zukunft.

AUSZUG „Und das sind in unserer Gesellschaft ganz klar Frauen – die weibliche Ungleichberechtigung zieht sich nach wie vor durch viele Lebensbereiche. Das sieht auch Christoph May vom Institut für Kritische Männerforschung so. Der deutsche Forscher hält Vorträge und Workshops über toxische Männlichkeit, und er weiß: „Wir haben in Deutschland mehr Bürgermeister, die Thomas heißen, als Bürgermeisterinnen. 80 Prozent aller deutschen Unternehmen verzichten nach wie vor auf weibliches Führungspersonal. Universitäten werden zu 75 Prozent von Männern geführt. Unsere Parlamente sind männlich dominiert. Ebenso die katholische Kirche, Hollywood, die FIFA bis zum DAX.“ Das Resümee des Männerforschers: Überall dort, wo Männer unter sich bleiben, entwickeln sich toxische Monokulturen, die Gift sind für die Geschlechtervielfalt. […]

WANTED: FEMINISTISCHE MÄNNER.

Warum interessieren sich eigentlich noch immer so wenig Männer für Feminismus? „Sie glauben, es habe nichts mit ihnen zu tun. Es ist absurd!“, ärgert sich May. „Männliche Schweige- und Blockadekulturen verhindern alles, was die Welt voranbringen würde, Klimaschutz, Gleichstellung, Diversität, Feminismus und vieles mehr. Sie müssen verstehen, dass sie selbst nur gewinnen können, wenn sie ihre männlichen Monokulturen hinter sich lassen“, so der Experte. […]

Solange sich Männer quer stellen, dagegenhalten und nicht aktiv am feministischen Diskurs teilnehmen, werden wir in zehn Jahren wohl genau da stehen, wo wir uns heute befinden, gibt May zu bedenken. Das Reformtempo in Österreich und Deutschland sei außerdem viel zu langsam, um in zehn Jahren eine Veränderung herbeizuführen. […]

Die Zahlen bestätigen dieses Ungleichgewicht, dazu ergänzt May: „In Österreich gehen weniger als drei Prozent der Männer länger als zwei Monate in Karenz. Und wie kann es sein, dass Frauen im Schnitt doppelt so viel Zeit für Hausarbeit aufwenden müssen? Laut Care-Gap sind das 87 Minuten. In Familien mit Kindern arbeiten Frauen sogar zwei Stunden und 30 Minuten mehr als Väter – pro Tag und unentgeltlich.“ Es fehle an männlichen Role Models, die vorleben, wie „Mann“ zu 100 Prozent die Haus-, Sorge- und Erziehungsarbeit übernehme, findet May. „Solange Väter uns das nicht vorleben, werden auch deren Kinder das altbekannte Rollenmodell produzieren. Erst wenn du als Vater ein diverses, feministisches, emotional erfülltes Leben führst, werden das auch deine Kinder tun können.“

ZUKUNFTSVISIONEN.

May wünscht sich eine diverse, gleichberechtigte Gesellschaft, in der alle Geschlechter und Identitäten die gleichen Privilegien genießen und niemand diskriminiert wird. Nur bis wir dort endlich angekommen sind, ist es noch ein langer Weg.“

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