James Bond ist sexistisch – und jetzt? Schweizer Radio & Fernsehen

Ende September kommt der 25. Bond-Film in die Kinos. Doch ein Macho-Held wie 007 steht quer in der heutigen Zeit. Kann sich James Bond ändern, ohne sein Wesen zu verlieren?

Essay von Britta Gfeller SRF und Radio-Interview mit Monika Erni SRF 1
Interview für SRF 1 mit Monika Erni

AUSZÜGE

„Das sei eine Alibi-Übung, findet Christoph May vom Institut für Kritische Männerforschung. Er befasst sich in Kursen, Seminaren und Vorträgen mit Männerbildern in Filmen und Serien und dem Einfluss, den diese auf die Gesellschaft haben. Den James-Bond-Filmen steht er mehr als kritisch gegenüber.

«Der Umgang mit Frauen ist hochproblematisch», sagt er. Denn auch die auf den ersten Blick toughen Frauen seien reine Männerfantasien der Drehbuchautoren. «Egal, wie stark sie sind, sie müssen immer unterliegen. Am Ende muss Bond ja der Stärkste sein. Und dass sie dann alle mit ihm im Bett landen müssen, ist total sexistisch.» 

Ein solches Frauenbild in Filmen zu zementieren, habe Auswirkungen auf die reale Gesellschaft – gerade in Filmen wie der 007-Reihe, die eine grosse Reichweite haben. […]

«Der Sexismus ist heute vielleicht subtiler geworden», sagt Männerforscher Christoph May. «Aber gross verbessert hat sich Bond nicht. Er ist immer noch dieser Mann, der Probleme nicht ausdiskutiert, sondern mit Gewalt löst. Und alle Frauen ins Bett bekommen will.» […]

Wenn 007 ein sexistischer Macho war und ist, was bedeutet das für die nächsten Filme? Wie passt die Figur in die MeToo-Ära? «Es wäre eigentlich für alle besser, wenn James Bond von der Leinwand verschwinden würde», findet Männerforscher Christoph May. «Er trägt nichts Positives zu unseren aktuellen gesellschaftlichen Problemen bei.» […]

Hoffnungen setzt er in Phoebe Waller-Bridge. Die 36-Jährige hat unter anderem das Drehbuch zur Erfolgsserie «Fleabag» geschrieben. Für den 25. Bond-Film «No Time to Die» wurde sie als Co-Autorin engagiert. Als zweite Frau in der 007-Geschichte. […]

«Ich hoffe, dass Phoebe Waller-Bridge ihren Humor in das Ganze bringt», sagt Christoph May. «Das ist die einzige Möglichkeit: James Bond ironisch zu betrachten, ihn zu parodieren, sich über diese Männlichkeit kaputtzulachen.» 

Er wünscht sich, dass in Zukunft nur noch aufgeweckte Frauen, Queers und People of Colour an die Bond-Drehbücher und auf den Regiestuhl gelassen werden: «Weisse Hetero-Männer können Bond nicht ins Jetzt transferieren. Sie werden immer das Gleiche reproduzieren, da sie eine männliche Sicht auf den Feminismus haben. Es müssen neue Menschen ran.» Bei allen bisherigen Bond-Filmen haben übrigens Männer Regie geführt.“

Full Text James Bond ist sexistisch – und jetzt?

Nach oben scrollen