Rudolf Anschobers emotionale Rede: Zurücktreten wie ein Mann

Der Abschied des Gesundheitsministers wirft nicht zuletzt Fragen um das Männerbild auf, das Politiker verkörpern. Ist es Zeit für einen neuen Stil?

Von Amira Ben Saoud, 14. April 2021 Der Standard

AUSZUG

„Es ist absolut einzigartig, dass ein männlicher Politiker sich öffentlich so äußert“, sagt Christoph May, der in Leipzig das Institut für kritische Männerforschung betreibt. „Was wir stattdessen zu sehen bekommen, sind ausschließlich die immergleichen Business- und Leistungsmännlichkeiten, die sich keine Fehler eingestehen und immer funktionieren. Männer werden in Männerbünden so sozialisiert, dass sie keine Gefühle zeigen.“

Die Hypermaskulinität, wie sie ein Trump, Bolsanaro oder Putin verkörpern, dient noch immer als Blaupause dafür, wie man Politik macht, auch hierzulande. „Politische Männlichkeit ist in Österreich ganz traditionell: der Macher, der alles im Griff hat, latent und manifest aggressiv sein kann, jede Kritik abwehren oder abprallen lassen muss“, analysiert die auf Governance und Geschlecht spezialisierte Universitätsprofessorin und Politikwissenschafterin Birgit Sauer. „Einen Rücktritt als Versagenseingeständnis kennt die österreichische Politik nicht. Insofern hat Rudolf Anschober am Dienstag ein anderes Bild politischer Männlichkeit verkörpert.“

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