Stell dir vor…
Männer sind das schwache Geschlecht

Christoph May Koralle Magazin 2025

Sind sie de facto tatsächlich. Fragile Männlichkeit ist der Klebstoff für männliche Monokulturen. Wir sind alle nicht mit männlichen Vorbildern aufgewachsen, die uns gezeigt hätten, wie man Konflikte im Gespräch löst. Stattdessen gehen sie in den Kampf, in die Gewalt, in die Abwehr, und eben in die Biologie, den männlichen Körperpanzer (Theweleit): Fragile Männlichkeit at its best. Männer halten sehr stark an biologistischen Argumenten, an diesen traditionell männlichen Merkmalen fest, um patriarchale Strukturen aufrechtzuerhalten. Weil Sie es nicht ertragen, dass Frauen und queere Menschen in den meisten Dingen so viel besser, ja haushoch überlegen sind.

Geschlecht wird sozial konstruiert. Biologistische Argumente spielen eine zu vernachlässigende Rolle und gehören zu den unzähligen Abwehrstrategien, mit denen männliche Monokulturen, Macht-, Gewalt-, Blockade- und Missbrauchskulturen ihre Übermacht rechtfertigen. Statt in die Abwehr zu gehen, könnten Männer sich ja auch zurücknehmen, zuhören, lernen, ihre Privilegien abgeben, zur Verfügung stellen, und sich für die Rechte von queeren Menschen und Frauen engagieren. Wieso tun Sie das nicht? Nun, das Fundament für männerbündisches Verhalten ist die Abwehr von queeren Menschen und Frauen. Der einzige Grund, warum es Männerrunden und männlich dominierte Umgebungen gibt, ist, dass alle anderen Geschlechter nicht teilnehmen dürfen, ausgeschlossen werden. Die patriarchalen Strukturen müssen unter allen Umständen verteidigt werden.

Für die meisten Männer scheint es deshalb plausibel, sich einzig an männlichen Vorbildern zu orientieren, obwohl sich da aktuell kaum progressive, geschweige denn feministische Männlichkeiten finden. Das inhärent misogyne Moment in dem ganzen Abwehrspiel ist, dass Männer nicht mal auf die Idee kommen, sich queere und weibliche Menschen zum Vorbild zu nehmen. Frauen und queere Menschen, die locker jeden Mann bei der Slalom Skiabfahrt in die Tasche stecken, die beim Fußball gegen Männer gewinnen, die im Fitnessstudio Muskelneid bei jedem Mann hervorrufen, die nicht nur sportlich, sondern auch sozial deutlich kompetenter, geistreicher, fairer, smarter und fantasievoller sind.

Wären wir in einer diversen und gleichberechtigten Welt aufgewachsen, in der wir gemischte Teams bei Fußballweltmeisterschaften feiern – gemischt im Geschlecht, im Behinderungsgrad, im Alter, in der Ethnie -, kämen wir gar nicht erst auf die absurde Idee vom Fußball als Männersport. Über dieses Gedankenspiel kann man mit Männern gut ins Gespräch kommen. Es ist ja auch schon lange kein Gedankenspiel mehr sondern sehr real. Die olympischen und paralympischen Spiele dieses Jahr haben auf beeindruckende Weise gezeigt, wie viel kreativer, bunter und diverser Sportarten gedacht und gelebt werden können, wenn alle Menschen teilhaben und repräsentiert werden. Ein enormer kultureller Reichtum, den Männer hier verpassen, weil sie in ihrer Männermonotonie gefangen sind.

Nach oben scrollen